Folge 2 führt Michael Laages an die Nordseeküste nach Wilhelmshaven. Dort blickt er hinter die Kulissen der Landesbühne Niedersachsen Nord, die bald ihr 75-jähriges Bestehen feiert – und entdeckt ein mobiles Theater, das mit logistischer Präzision elf Spielorte verbindet, dabei erstaunliche Publikumsnähe schafft und so zeigt, wie lebendig Bühnenkunst in der Fläche sein kann.

Am letzten Spieltag der Saison steht Peter Handkes wortlos-musikalisches Tableau „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ auf dem Programm – gespielt vor Kulissen, die ebenso gut Wilhelmshaven selbst zeigen könnten. Intendant Olaf Strieb versammelt das gesamte Ensemble, ehe die traditionsreichen „Jade-Ringe“ an zwei Darsteller:innen verliehen werden. Simone Lücke, Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros, erläutert, wie das reisende Theater elf Vertragsorte von der Küste bis ins Emsland bespielt – plus zahlreiche Sondergastspiele von Norderney bis Hameln.

Egal ob Bühnenmeister Thure Petersen, der mit seinem Team jedes Bühnenbild so anpasst, dass es von der ‎9-Meter-Bühne bis zur kleinsten Spielstätte funktioniert, oder die Schauspieler Stefan Faupel und Jeffrey von Laun, die von der besonderen Nähe zu ihrem Publikum erzählen: Alle berichten auf ihre eigene Weise davon, welche Energie das dauernde Unterwegssein freisetzt. Themen sind der familiäre Zusammenhalt auf Tour, verlässliche Auslastung trotz Kultur-Pessimismus, aber auch finanzielle Stolpersteine – etwa wenn eine Kommune den Zweckverband verlassen will. Der künftige Oberspielleiter Nicola Bremer skizziert seine Pläne: vier Inszenierungen pro Saison, ein Schreib-Workshop für Bürger:innen und neue Formate, die das Ensemble noch stärker in die Region hinein vernetzen.

Über den Host: Michael Laages, geboren 1956 in Hannover, studierte Germanistik und Geschichte. Er arbeitet als Kulturjournalist u.a. für den NDR und Deutschlandfunk und ist langjähriger Autor der DEUTSCHEN BÜHNE.

In Folge 1 besucht Michael Laages in „Hausbesuch mit Michael Laages“ das Theater Nordhausen in Thüringen. Dort wird das historische Gebäude von 1917 zurzeit renoviert. Intendant Daniel Klajner erklärt, wie man trotz Bauarbeiten den Spielbetrieb aufrechterhält und beschreibt, warum das Theater für die Region „so unverzichtbar wie die Straßenbahn“ ist. Außerdem geht es um das Junge Theater in Nordhausen: Mit einer Produktion über die verfolgte Swing-Jugend während des Nationalsozialismus gewann der Jugendclub, der unter dem Hashtag #kulturerhalten arbeitet, 2024 den Perspektivpreis des Bundes. Im Gespräch mit Jugendlichen, dem künstlerischen Leiter des Jungen Theaters Jörg Neubauer und weiteren Beteiligten wird deutlich, welche Kraft dieses Engagement freisetzt – politisch, gesellschaftlich und persönlich.

Ob Intendanzen, Personen aus dem Orchester und der Bühnentechnik oder ehemalige Ensemblemitglieder: Im Podcast erzählen sie, wie sich das Theater in Nordhausen nach der Wende auf den Weg machte, neue Publikumsgruppen zu gewinnen, und mit welchen Ideen – manchmal durchaus provokant – die Stadt belebt wurde. Theaterleute von damals und heute berichten von familiärem Zusammenhalt, heftigen Diskussionen und nächtlichen Proben, die eine Aufbruchsstimmung auslösten, die bis heute nachwirkt.

Über den Host: Michael Laages, geboren 1956 in Hannover, studierte Germanistik und Geschichte. Er arbeitet als Kulturjournalist u.a. für den NDR und Deutschlandfunk und ist langjähriger Autor der DEUTSCHEN BÜHNE.