• Autos, Avatare & Absurditäten

  • Nov 25 2024
  • Length: 21 mins
  • Podcast

Autos, Avatare & Absurditäten

  • Summary

  • Es fing ganz harmlos an. Ich saß mit meinen Freundinnen beim Brunch, als Hale plötzlich fragte:

    "Sag mal, wusstest du, dass du einen Online-Autohandel hast?“

    Ich lachte. Laut. Zu laut. „Was? Ich kann nicht mal mein eigenes Auto parken, geschweige denn verkaufen!“ Hale zog ihr Handy hervor und zeigte mir eine Anzeige: „VW Golf, fast neu, unschlagbarer Preis – Kontaktperson: ICH!“

    „Lustig“, sagte ich, „aber das bin doch nicht ich!“ Doch die anderen am Tisch kicherten schon. „Hier, schau mal, ein Audi Q5, auch ein Top-Angebot, von dir! Und hey, der Hyundai – der geht bestimmt weg wie warme Semmeln.“

    „Moment mal“, sagte ich und schnappte mir Hales Handy. Mein Name stand überall. Meine Adresse. Meine E-Mail! Sogar ein Foto – allerdings ein uraltes von meinem ersten Facebook-Profil. Die Angebote waren so gut, dass man sie kaum glauben konnte. Na ja, zu schön, um wahr zu sein.

    Mein Herzschlag beschleunigte sich. Wer macht sowas? Und warum ich? Ich rief sofort meinen Vater an, der seit Jahren einen echten, legalen Autohandel betreibt.

    „Papa, bist du online gegangen?“
    „Was? Nein, ich verkaufe Autos noch mit Handschlag und Kaffee, nicht mit Klicks und PayPal!“

    Es machte keinen Sinn. Während ich noch grübelte, rief Tina: „Schau mal, die wollen Vorkasse! Das erklärt, warum die Preise so niedrig sind.“

    Und da fiel der Groschen. Jemand hatte meine Identität geklaut, um Leute abzuzocken. Sie sollten vorab zahlen, das Auto würde angeblich geliefert werden – aber natürlich kam nie etwas an. Es war wie ein Filmplot, nur ohne Hollywood-Ende.

    Am nächsten Tag ging ich zur Polizei. Dort wurde mir geraten, alle Beweise zu sammeln: Screenshots, E-Mails, alles. Der Polizist grinste leicht: „Die denken wohl, Sie wären der Elon Musk des Gebrauchtwagenmarkts.“ Ich hätte lachen können, wenn die Sache nicht so ernst gewesen wäre.

    Ich erstattete Anzeige und sicherte mich für den Fall ab, dass wütende „Käufer“ auf mich zukommen würden. Die Polizei erklärte mir, dass ich vermutlich nichts zu befürchten habe – immerhin war ich selbst das Opfer. Aber ich wollte kein Risiko eingehen.

    Am Ende war alles nur ein digitaler Spuk. Die Betrüger hatten längst ihre Online-Plattform geschlossen und waren weitergezogen. Aber ich habe eines gelernt: Selbst wenn du keinen Autohandel hast, kann das Internet einen für dich eröffnen.

    Und jetzt? Jetzt bin ich paranoid und google jeden Morgen meinen eigenen Namen. Man weiß ja nie – vielleicht habe ich über Nacht auch noch eine Fluglinie oder einen Secondhand-Shop für Designer-Handtaschen eröffnet.


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